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Assistenzdienst Bericht von Steffen – Ein selbstbestimmtes Leben.

Mir geht’s derzeit sehr gut; ich führe ein selbstbestimmtes Leben mit einem ganz normalen Alltag. Am Haus gibt es immer etwas zu tun, mit Behörden darf ich mich auseinandersetzen, in Online-Portalen Sachen bestellen und hier und da wieder zurückschicken. Ich habe erwachsene Kinder, die mich besuchen, bin im Ort unterwegs und treffe meine Freunde aus Sport und Berufsleben, oder sie kommen zu mir.“ Steffen hält sich mit Physio- und Ergotherapie fit, pflegt Körper und Geist.

Ein Badeunfall im Jahr 1999 veränderte Steffens Leben von einer Sekunde zur anderen.

Seinen Rollstuhl steuert er mit Hilfe eines Kinn-Joysticks und nutzt vielerlei technische Hilfsmittel, denn er ist seit über 20 Jahren vom Hals ab querschnittsgelähmt. Ein Badeunfall im Jahr 1999 veränderte sein Leben von einer Sekunde auf die andere; da hatte er zwei Kinder, die gerade in der Schule waren, vor zwei Jahren ein Haus in Nebra gebaut, machte fast täglich Sport. Als gelernter Landmaschinen und Traktoren Schlosser arbeitete er nach der Wende im Fahrzeugbau, war Vorarbeiter.

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Woher nimmt er die Kraft, sein Leben so aktiv zu gestalten? „Habe ich eine Alternative?“, fragt Steffen? So selbstbestimmt wie möglich zu leben, war und ist sein Ziel. Familie, Eltern, Kinder – sie haben ihr eigenes Leben, ihre Aufgaben, ihre Arbeit. „Da kann und soll keiner umfassend für mich da sein. Das geht nicht. Also habe ich mich direkt um eine 24-Stunden Assistenz gekümmert.

Fortwährend Probleme mit dem Sozialamt

Von 2006 bis 2022 im Arbeitgebermodell.“ Immer wieder gab es Ärger mit dem Sozialamt, erschwerende Bürokratie. Dann noch Corona. „Das Sozialamt hätte mich gerne im Heim gesehen“, so Steffen, „da traf ich bei meiner Suche nach einer passenden Assistenz auf Aylin Reinartz, die sich kurze Zeit später mit dem City-Assistenzdienst selbständig machte. Sie war für mich der rettende Anker, hat neben der Qualifikation und Erfahrung die Stärke, für meine Rechte einzutreten.“ Aylin Reinartz übernimmt alles rund um die Auswahl, den Einsatz und die Entlohnung der geeigneten Assistenzkräfte bis hin zur gesamten Bürokratie mit den Ämtern.

Die Erleichterung dank des Assistenzdienstes

Für Steffen eine unermessliche Erleichterung. Überhaupt ist er derzeit sehr zufrieden mit dem gesamten Team. Fünf Kräfte, davon vier in Vollzeit, unterstützen ihn im Alltag. Das braucht viel Vertrauen und ist oft eine Gradwanderung, denn die Aufgaben greifen sehr in die Intimsphäre, von der Köperpflege bis zur PIN-Nummer am Bankautomat. Ab und an ist ein personeller Wechsel aus diversen Gründen erforderlich, doch Steffen trägt alles dazu bei, dass sich die Menschen bei ihm wohlfühlen mit ihren Aufgaben und ihr sicheres Geld verdienen können. Wertschätzung und Achtung auf Gegenseitigkeit. „Sie ersetzen meine Hände, aber nicht meinen Kopf,“ betont der heute 57-jährige. Steffen interessiert sich nach wie vor stark für technische Entwicklungen und pflegt seine sozialen Kontakte. Er freut sich, wenn seine Assistenten ihm helfen, sich „fit und schick“ zu machen – dann „geht“ es los mit seinem Elektrorollstuhl oder mit dem alten Transporter. Ein ganz normaler Alltag.

Für Aylin und Holger Reinartz gilt als Grundvoraussetzung  für die Arbeit in der Persönlichen Assistenz. Stets die Achtung vor dem Recht auf Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung behinderter Menschen zu wahren.